Kalte U-Bahnen in Berlin: Fahrgäste frieren, damit die BVG 460 Euro spart

Auf vier U-Bahn-Linien hat das Landesunternehmen  in den Zügen die Heizung heruntergedreht. Doch nicht überall wirkt sich das auf die Stromkosten aus. 

Ein Zug fährt in den U-Bahnhof Kleistpark an der U7 ein. Auch auf der Strecke zwischen Rathaus Spandau und Rudow hat die BVG in den U-Bahn-Wagen die Temperatur auf 15 Grad gesenkt.
Ein Zug fährt in den U-Bahnhof Kleistpark an der U7 ein. Auch auf der Strecke zwischen Rathaus Spandau und Rudow hat die BVG in den U-Bahn-Wagen die Temperatur auf 15 Grad gesenkt.Markus Wächter/Berliner Zeitung

Brr, ganz schön kühl hier! Die Hoffnung, sich nach einem Winterspaziergang im Tegeler Forst in der U-Bahn aufwärmen zu können, wurde enttäuscht. In der U6 nach Alt-Mariendorf taten die Fahrgäste gut daran, die Mützen aufzubehalten. Wie in anderen Berliner U-Bahnen wurde in den Wagen die Heizung heruntergedreht, um Strom zu sparen. Aber zahlt sich der Komfortverlust, den die Fahrgäste ertragen müssen, für die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) tatsächlich aus? Nun hat das Landesunternehmen errechnet, wie viel Geld es spart. Der Betrag mutet nicht sehr hoch an.

Wie berichtet, müssen sich die Fahrgäste auf vier der neun Berliner U-Bahn-Linien in diesem Winter warm anziehen. Weil sie weniger Strom verbrauchen will, hat die BVG in  den Zügen der U6, U7, U8 und U9 die Temperatur auf 15 Grad Celsius gesenkt – um bis zu vier Grad Celsius. Damit folgt sie dem Beispiel anderer Verkehrsbetriebe in Deutschland und hält sich exakt an den Berliner Nahverkehrsplan, der eine Mindesttemperatur von 15 Grad vorsieht. Zuvor waren die Thermostate in der U-Bahn auf bis zu 19 Grad eingestellt.

Jetzt wurde bekannt, mit welchem Spareffekt die BVG kalkuliert. „Durch das Absenken der Temperatur in den Fahrgasträumen der U-Bahnen der Linien U6, U7, U8 und U9 auf 15 Grad Celsius sind nach Einschätzung der Experten je nach Entwicklung des Winters Einsparungen von bis zu 4090 Kilowattstunden täglich möglich“, teilte das Unternehmen der Senatsverwaltung für Mobilität im Januar mit. Das entspreche bei dem aktuellen Strompreis einem Betrag von rund 460 Euro – ebenfalls pro Tag.

„Die Absenkung der Innentemperatur bringt keinerlei Ersparnis“

„Die Berliner sollen in den Zügen frieren, damit die BVG 460 Euro spart“, entgegnete der AfD-Abgeordnete Gunnar Lindemann, der den Senat zu dem Thema befragt hatte. „Auf eine sechsmonatige Heizperiode gerechnet sind das 83.700 Euro oder 0,01 Prozent des Landeszuschusses. Das ist lächerlich und vertreibt Fahrgäste. Im eigenen Auto muss niemand frieren.“

Aus der Antwort von Verkehrsstaatssekretärin Meike Niedbal geht auch hervor, dass die Serien F74E und 76E der U-Bahn-Baureihe F die Widerstandswärme nutzen, die ohnehin beim Anfahren und Bremsen entsteht. „Die Absenkung der Innentemperatur bringt hier also keinerlei Ersparnis“, so die Einschätzung des Abgeordneten. Im Vergleich dazu verfügen die Züge der Serien F84/87 und F90/92 sowie die Fahrzeuge der Baureihe H über ein eigenständiges regulierbares Heizungssystem, teilte die BVG mit.

Dass sich die Senkung der Temperatur in den Wagen auf U6 bis U9 beschränkt und nicht auch die anderen Linien einbezieht, hat einen Grund. Auf diesen vier Linien findet der Zugbetrieb ausschließlich unterirdisch statt, so die Verkehrsbetriebe. Der oberirdische Nordabschnitt der U6 ist wegen Sanierungsarbeiten bis 2025 gesperrt. In Tunnelanlagen, die von der Außenwelt getrennt sind, lassen sich Wärme und Kälte in den Wagen einfacher regeln, hieß es bei der BVG. Wenn die Züge an der Oberfläche verkehren, werde die Temperatur im Innenraum in stärkerem Maße durch die Verhältnisse draußen beeinflusst.