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Bis 2035 Bund besteht auf neuem Regierungsterminal am Flughafen BER

Mit neun Jahren Verspätung eröffnete 2020 der BER. Nun soll der Flughafen erneut zur Baustelle werden: Der Bund plant für Hunderte Millionen ein repräsentatives Regierungsterminal – trotz vorhandenem Abfertigungsgebäude.
Airbus A350 der Flugbereitschaft vor dem aktuellen Regierungsterminal am BER

Airbus A350 der Flugbereitschaft vor dem aktuellen Regierungsterminal am BER

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Soeren Stache / dpa

Seit Oktober checken Deutschlands Regierungsvertreter und Staatsgäste in einem rund 70 Millionen Euro teuren Abfertigungsgebäude am neuen Berliner Flughafen BER ein und aus, Agrarministerin Julia Klöckner landete als Erste dort. Doch aus Sicht des Bundes handelt es sich dabei nur um ein Interimsgebäude – er will am Bau eines neuen und repräsentativen Regierungsterminals festhalten. Das geht aus einer Antwort des Bauministeriums auf eine Anfrage der FDP hervor, über die die Nachrichtenagentur dpa berichtet.

Damit könnte der neue Hauptstadtflughafen BER, der erst Ende Oktober 2020 mit neun Jahren Verspätung öffnete, in einigen Jahren wieder zur Dauerbaustelle werden. Voraussichtlich bis 2032 könnten die Hangars für die Flugbereitschaft samt Vorfeld und Büros fertig und übergeben werden, erklärte Bau-Staatssekretärin Anne Katrin Bohle. Spätestens 2035 könnte das neue Terminal mit dem Protokollbereich in Betrieb gehen, wo Staatsgäste empfangen werden.

Eigentlich sollte das Regierungsterminal, ein Flachbau aus Holz und Glas, schon 2011 fertig sein. Wie der neue Hauptstadtflughafen verzögerte sich aber auch dieses Projekt. Weil die BER-Verantwortlichen Platzprobleme fürchteten, hat der Bund vorübergehend auf den vorgesehenen Standort verzichtet. Da deshalb an anderer Stelle auf dem BER-Gelände das nun von Regierungsvertretern genutzte Abfertigungsgebäude gebaut wurde, gibt es Forderungen, dass der Bund das auch dauerhaft nutzt. Zuletzt hatte auch der Chef des BER, Engelbert Lütke Daldrup, für einen Verzicht des Regierungsneubaus plädiert und eine um 75 Millionen Euro günstigere Alternative vorgeschlagen.

2019 Kosten von mindestens 344 Millionen Euro prognostiziert

»Die Bundesregierung hält an der Planung und Realisierung des Neubaus des Regierungsflughafens fest«, sagte Bohle jedoch. »Es ist nicht geplant, das Interimsgebäude der FBB in den Regierungsflughafen einzubeziehen.« Die Nachnutzung sei Sache der Flughafengesellschaft. Sie erwägt, am Interimsterminal Geschäftsflieger abzufertigen.

Für den endgültigen Regierungsflughafen wurden schon 2019 Kosten von mindestens 344 Millionen Euro genannt, knapp dreimal so viel wie ursprünglich geplant. Bohle legte sich nicht fest. »Die Kosten werden mit der Aufstellung der aktuellen Planung ermittelt und liegen noch nicht vor.« Am BER soll auch die Flugbereitschaft der Bundesregierung zusammengezogen werden, die bislang neben Schönefeld die Standorte Köln-Bonn und Berlin-Tegel nutzt.

Der FDP-Haushaltspolitiker Christoph Meyer kritisierte, mit besserer Planung hätte der Bund Betriebskosten von mehr als 33 Millionen Euro für das Übergangsterminal sparen können. Außerdem sei die vollständige Nachnutzung des früheren Flughafenareals in Tegel blockiert, weil die Hubschrauber der Flugbereitschaft dort vorerst bleiben. Meyer bezweifelt auch, dass der Zeitplan für das Regierungsterminal gehalten werden kann.

Dieser hängt auch davon ab, wie lange die Flughafengesellschaft den dafür vorgesehen Standort noch braucht. Dort befindet sich der alte Flughafen Schönefeld. Er blieb als Terminal 5 des BER am Netz, weil dessen neues Hauptterminal für die erwartete Passagierzahl nicht reichte. Nach dem Einbruch in der Coronakrise soll Terminal 5 in zwei Wochen jedoch vorübergehend geschlossen werden.

apr/dpa